Die Vielfalt des Lebens:
Das Ganze ist mehr als die Summe ihrer Teile

„Alles Leben ist in allem“.

Im Zuge der Ausarbeitung des Erscheinungsbildes hat sich das Thema „Biodiversität“ als zweischneidig erwiesen: Naturidyll, heile „Ja natürlich“-Welt und „Alles-ist-gut“-Sehnsucht treffen auf Nachhaltigkeits-Hype und Aussterbedramen. Die STEIERMARK SCHAU 2023 steht im Spannungsfeld zwischen Anspruch und „Allerweltsthema“, zwischen regionaler Bodenständigkeit und naheliegender Plattitüde. In einer aufgeklärten, digitalisierten Gesellschaft darf kein Thema – und schon gar nicht das zentrale (Über-)Lebensthema Biodiversität – den belehrenden Zeigefinger heben. Und es darf nicht auf der Kopfebene bleiben, wo verständnisvolles Nicken kraftvolles Denken und Tun ersetzt.

Deswegen folgen die Collagen dem Grundgedanken „Alles Leben ist in allem“. Biodiversität steht für Netzwerke, für Synergien, für Symbiosen, aber auch für Abhängigkeiten. Als Sujets dienen wiedererkennbare tierische Sympathieträger, die mit ihrem Lebensraum und Wirken eine unmittelbare Assoziation zum Thema Biodiversität auslösen. Ebendieser Lebensraum liefert die einzelnen Bausteine, ohne die das große Ganze nicht möglich wäre – weder auf einem Plakat noch in der realen Welt. Der Komplexität von Biodiversität wird so auf niederschwellige Weise Rechnung getragen und sie wird greifbar.

Martin Gutjahr, KOPFSTAND Werbeagentur

(Wurm-)Farn

Farne gehörten zu den ersten baumartigen Pflanzen, die sich an Land ausbreiten konnten. Vor Millionen von Jahren gab es auf der Erde riesige Farnwälder. Sie waren geprägt von meterhohen, baumförmigen Farnen, Bärlappen und Schachtelhalmen. Durch Veränderungen des Klimas und die erfolgreiche Ausbreitung der Samenpflanzen wurden sie in unseren Breiten von Laub- und Nadelwäldern abgelöst. Die Farne haben sich angepasst und sind nun ein wichtiger Bestandteil der Krautschicht verschiedener Waldtypen.

Eichenrinde

Eichen sind bekannt dafür, einer Vielzahl an Insekten einen Lebensraum zu bieten. Nicht nur in der Baumkrone, sondern auch in der Rinde kommen unterschiedlichste – teilweise nur auf Eichen spezialisierte – Käferarten vor.

Besonders wertvoll sind vor allem alte, mächtige, anbrüchige oder bereits abgestorbene Eichen, die als große Insektenhotels fungieren. In Herberstein konnte zudem nachgewiesen werden, dass es sich beim dortigen Alteichenbestand um einen echten steirischen Urwaldrest (Urwaldreliktstandort) handelt, der landesweit ausgestorbenen Käfern wie dem Eichenbock Unterschlupf gewährt.

Seerosen

Seerosen sind nicht nur schön, sondern auch hochspezialisiert. Sie wurzeln am Gewässergrund, während die Blätter auf der Wasseroberfläche schwimmen. Dies wird durch besonders große Zellzwischenräume ermöglicht, die mit Luft gefüllt sind und die Weiterleitung von Sauerstoff zu den Wurzeln ermöglichen.

Da die Blattunterseiten der Seerose unter Wasser liegen, kann über diesen Weg – wie sonst üblich – kein Kohlenstoffdioxid für die Photosynthese aufgenommen werden. So entwickelten sie Spaltöffnungen, die ausschließlich auf der Blattoberseite zu finden sind. Das ist ein einzigartiges Phänomen in der Pflanzenwelt.

Steinpilz

Expert*innen unterscheiden mehrere Steinpilzarten. Beispielsweise wächst der eher hellhütige Sommer-Steinpilz meist schon früher im Jahr und unter Laubbäumen. Der Fichten-Steinpilz wächst jedoch erst etwas später und bevorzugt Standorte unter Nadelbäumen in höheren Lagen.

Moose

Moose bleiben in der Regel klein und wachsen relativ langsam. Es gibt über 15.000 Arten, die weltweit verbreitet sind. Moose sind Überlebenskünstler und weichen vielfach auf Standorte aus, die von anderen Pflanzen nicht besiedelt werden können: Sie wachsen auf Felsen, auf Rinden und Blättern, also dort, wo der Untergrund fast keine Nährstoffe bietet. Zu finden sind sie auch auf Waldböden oder anderen lichtarmen Plätzen und sie gedeihen sogar problemlos an offenen und gestörten Standorten.

In der Herbersteinklamm wachsen unterschiedliche Moosarten: Das Gefiederte Neckermoos (Neckera pennata) war in Österreich in der vorindustriellen Zeit an der Borke lebender Bäume weit verbreitet. Diese Laubmoosart reagiert sehr empfindlich auf Luftverschmutzung und ihre Bestände sind mittlerweile stark zurückgegangen. Luftfeuchte und schadstofffreie Gebiete wie die Herbersteinklamm, wo das Gefiederte Neckermoos auf Ulmen wachsend entdeckt werden konnte, nehmen daher eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Art ein.

Frosch

Frösche weisen während der Winterstarre keinerlei Hirnfunktion, Körperbewegung, Atem- oder Organfunktion auf, die Augen sind jedoch geöffnet. Die Körpertemperatur entspricht dabei der Außentemperatur und falls die Umgebungstemperatur zu weit unter das tolerierbare Minimum sinkt, erfrieren die Tiere. Die unterschiedlichen Froscharten suchen daher nach ihren passenden Überwinterungsstrategien:

Der Teichfrosch (Pelophylax esculentus) überwintert an Land in Erdhöhlen. Der Seefrosch (Pelophylax ridibundus) hingegen überwintert, im Gegensatz zu den meisten anderen Froschlurchen, überwiegend am Gewässergrund im Sediment eingegraben. Er ist daher auf sauerstoffreiche, nur teilweise bzw. nicht dauerhaft zufrierende Gewässer angewiesen. Der Moorfrosch (Rana arvalis) überwintert bevorzugt in Gehölzbiotopen. Der Grasfrosch (Rana temporaria) verfällt in Winterstarre und erwacht zeitig im Frühjahr wieder aus dieser. Dies kann sowohl am Grund von Gewässern oder, wohl vorwiegend, an Land in frostfreien Erdlöchern stattfinden. Teilweise entwickeln sich gerade in höheren Lagen die Kaulquappen nicht vollständig aufgrund einer verspäteten Eiablage. In diesen Fällen wurde auch schon die Überwinterung im Larvalstadium berichtet. Der Springfrosch (Rana dalmatina) verfolgt eine geschlechterspezifische Überwinterungsstrategie: Während die Männchen bereits im Laichgewässer überwintern, bleiben die Weibchen an Land und wandern erst nach dem Winter zu den Laichgewässern.